Climb a mountain
MIRA / Julia Riera
Climb a Mountain ist ein Solo, das die choreografische Weiterentwicklung der Bewegungssprache von Julia Riera aufgreift, die sie zuerst in der Gruppenproduktion „MIRA 11_shift“ (2023) in einem Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz entwickelt hat. Bewegungsvorschläge einer speziell für MIRA entwickelten Applikation wurden dabei zum Ausgangspunkt des künstlerischen Prozesses für die Gruppe.
Auch Climb a Mountain schöpft aus diesem digitalen Fundament: Die Verbindungen zwischen menschlicher Physis und den algorithmischen Impulsen der App fließen in die Entwicklung des Solos ein. Im Solo werden die individuellen Nuancen der Tänzerin sichtbar – insbesondere im Spannungsfeld von Körper, KI und Desorientierung, angesichts gesellschaftlicher und existenzieller Umbrüche.
Ausgangspunkt der künstlerischen Recherche ist ein Zustand der Desorientierung, inspiriert durch ein Zitat von Daniel Schreiber über eine „unheimliche Version der eigenen Realität“ – eine Erfahrung, in der vertraute Lebenswelten fremd und bedrohlich erscheinen. Wie die Figur der KI-App, die durch technische Fehler einzelne Körperteile verliert und damit die räumlichen Bezugspunkte des Körpers auflöst, durchläuft auch die Tänzerin immer wieder Prozesse des Zerfalls und der Neuzusammensetzung.
Die Erfahrung von Unsicherheit wird nicht als Defizit, sondern als kreative Kraft und Möglichkeitsraum für Transformation begriffen. In der Zusammenarbeit mit Tänzerin Joy Kammin entsteht eine Figur, die auf atmosphärische Zustände reagiert, Überforderung verkörpert und sich in ständiger Neuorientierung behauptet.
Literarische Fragmente von Daniel Schreiber und Paul Auster treten als akustische Impulse auf und verbinden Sprache mit Bewegung zu einer poetischen, narrativen Choreografie.
So entsteht eine choreografische Reflexion, die die Wechselwirkungen zwischen Mensch und technologischer Innovation künstlerisch auslotet und Bewegung als Medium nutzt, um innere und äußere Unsicherheiten physisch erfahrbar zu machen.