Die Erregten. Bilder und Worte der Empörung (UA)
artscenico
In Die Erregten geht es um Wortkaskaden, um Ausbrüche, Schimpf und Schande, Wahrheit und Übertreibung, nicht geschlossene Zahnpastatuben, Weltfrieden, Verkehrsampeln und Neid, Politik und Kirche, Nachbarschaft und Tradition, Hass und Wut, Zorn und Frust, Glück und Liebe. Das alles findet kompakt und gnadenlos auf der Bühne statt,an einem Tisch, innerhalb von achtzig Minuten, mit Publikum. Da wird gegessen, getrunken, gesessen und gesprochen. Es wird „auf den Tisch gehauen“. Das Möbel wird zum Laufsteg, zur Bühne, zur Lagerstatt, zum Verhandlungsort, zum Altar und zum Grab. Dieses „Sanatorium des Auskotzens“ zeigt – einfach gesagt und drastisch dargestellt – den Zustand der Gesellschaft, der westlichen, vielleicht der europäischen, zumindest der deutschen Gesellschaft. Hier setzt das Theater ein – mit aller Kraft, die dem Menschen gegeben ist, Darstellung zu produzieren.
Die Texte sind „gefundenes Material“. Sie werden dramaturgisch so angerichtet, dass sie gleichzeitig zum rhythmischen Ablauf beitragen. Sie stammen von zu Hause, von Stammtischen, aus Internetforen, aus facebook, vertraulichen Gesprächen, aus Reden und Gedanken. Sie sind privat wie öffentlich, unverschämt und banal; dennoch sind die Texte, die Worthülsen und Statements, die Beschimpfungen und Komplimente, die Aufrufe und Gemeinheiten, nur ein Teil der Inszenierung. Der andere, bildreich und bestürzend, ist das Körperliche. Die physische Präsenz der Mitwirkenden führt erst zu Bildern und Eindrücken, die über die Wahrheit hinausgehen, die von Schmerz und Lust, von Verkümmerung und Lebensstärke zeugen.